Irgendwann im Spätsommer 2016 kam nach einer Gesangsprobe bei einem Umtrunk im damals noch vorhandenen Vereinslokal der Gedanke auf, man könne mal wieder eine mehrtägige Sängerfahrt unternehmen. Nach Jossa (Hessen) sollte es gehen, wohin den Arion schon 1996 eine Sängerfahrt mit Konzert führte; vorbei an Freiensteinau, wo ein Pescher Sänger gemeinsam mit anderen Grünröcken eine Jagd unterhält. Über die so genannte Bergwinkelstadt Schlüchtern (im Norden der Vogelsberg, im Osten die Rhön und im Westen der Spessart) sollte dann durch die Großgemeinde Sinntal Jossa erreicht werden. Zwischenzeitlich besuchten auch mehrmals die ehemaligen Biker vom Arion die fahrerisch anspruchsvollen Strecken des Spessarts und der Rhön rund um Jossa. So lag es dann nahe, die vertraute Umgebung mit den angenehmen Erinnerungen zu verbinden und den Sänger Hans Bornkessel, ehemaliger Sinntaler und Bewohner von Jossa und Altengronau, mit der Organisation der Fahrt zu beauftragen. Es klang alles so einfach, aber es begann ein Organisationsablauf, der später als „Plan-B Fahrt“ in Erinnerung bleiben sollte.  

Zunächst mussten ja die Jossaer Sänger für eine gemeinsame gesangliche Aktion gewonnen werden. Hier war aus der sehr lesenswerten Ortschronik zu erfahren, dass der Männerchor wohl nicht mehr besteht. Aus den bestehenden Singgemeinschaften Frauenchor, Kirchenchor und Männerchor entwickelte sich ein gemischter Chor, welcher unter dem Vorsitzenden Klaus Koch und dem langjährigen Dirigenten Norbert Ruppert weiter besteht und unter anderem jährlich ein Grill- und Familienfest im Festzelt veranstaltet. Klaus und Norbert sagten gemeinsam mit den Jossaer Sängerinnen und Sängern sofort zu, dass der MGV Arion hierfür das kulturelle Beiprogramm mit gestalten solle. Diese Hürde war also schnell geschafft. Was sollte auch ein Chor ohne Auftritt auf großer Fahrt. Später teilte Klaus Koch dann aber mit, dass die Chorreihen dermaßen durch natürliche Abgänge gelichtet seien,  dass der Aufwand mit einem Festzelt zu groß sei für den kleinen Chor, der ja auch noch singen und selbst bewirtschaften sollte. Also Plan B. Die Veranstaltung wurde kurzerhand ins Gemeindehaus verlegt und wegen des schönen Wetters zur Freilichtveranstaltung.  

Wo wohnen? In Jossa gibt es nur noch dafür den inzwischen erweiterten und modernisierten Gasthof „Zum Joßgrund“, wo der Chor schon 1996 zur allseitigen Zufriedenheit untergebracht war. Auch die ehemaligen Arion-Biker sind heute noch voll  der Begeisterung für diesen Landgasthof. Das sollte also kein Problem sein. Schnelle Anmeldung, nach vorab positiven Signalen aus dem Landgasthof immerhin fast ein Jahr vor dem geplanten Besuch, dann nach einer Woche der Schock. Man könne uns nicht nehmen. Die Kapazitäten des Hauses seien zu diesem Zeitpunkt -Anfang der Sommerferien- für eine zwanzigköpfige Gruppe bereits erschöpft. Da lag die Euphorie für die Fahrt erst mal darnieder. Also wieder Plan B. Nur, wo in dieser rein dörflich geprägten Gegend eine geeignete Unterkunft finden, welche auch noch in räumlicher Nähe zu Jossa und unserem geplanten Programm liegt? Tagelanges Telefonieren, Suchen, Verbindungen abfragen, Beziehungen pflegen etc. waren die Folge. Endlich konnte der Wirt des „Gasthofes Stern“, dem Organisator Hans B. Aus Jugendzeiten noch bestens bekannt, im nur fünfzehn Kilometer entfernten Burgsinn (Bayern/Unterfranken) Hoffnung geben. Er habe zwar nur für 7 Sänger Platz aber vielleicht noch eine Idee. Warten war angesagt. Vier Wochen später schließlich die Erlösung. In Burgsinn gibt es noch ein neues, dem „Stern“ nahes Hotel namens „Arthotel“. Dort sei man bereit, den restlichen Sängern Unterkunft zu geben. Schnell alles festgeklopft. Gerettet.

Plan B hat funktioniert und wegen irgendwelcher Grenzformalitäten zwischen Hessen und Bayern brauchte man sich da auch keine Gedanken zu machen.

Neben Gesang, Unterkunft und Geselligkeit braucht man auf so einer Fahrt natürlich auch ein Freizeitprogramm, wobei nicht nur das schlichte Vergnügungen, sondern auch ein wenig Kultur angeboten werden muss. Der Spessart gehört ja zum größten zusammenhängenden Waldgebiet in  ganz Europa. Aus eigener Erfahrung ein herrliches Wandergebiet. Beste Möglichkeiten auch für alle Pedalritter und die motorisierte Bikerzunft. Aber bei Sängern in unserem Alter stoßen schweißtreibende Wanderungen eher  auf wenig Begeisterung. Dabei ist der Spessart für das Wandern geradezu prädestiniert. Also wieder Plan B.

Wir gehen also dahin, wo alle hingehen, wenn sie im Spessart mit Auto oder Bus unterwegs sind, nämlich zum vielbesuchten und real immer noch bewohnten „Schloss Mespelbrunn“, der Filmkulisse zu „Das Wirtshaus im Spessart“. Alte Gemäuer, alte Möbel und Waffen, eine fachkundige Führerin und tatsächlich, hinter einem der oberen Fenster sah man die Gräfin vorbei huschen. Im Örtchen Mespelbrunn scheinen alle  Gaststätten irgendwie das Wirtshaus im Spessart zu sein. Tatsächlich aber schreibt man mehreren Standorten die ehemals reale Existenz der Fuhrmannskneipe zu. Es darf spekuliert werden. Der Nachmittag gehörte dann dem historischen Ortskern von Lohr, dem Mittagessen dort und der Weiterfahrt am Main entlang nach Rengersbrunn, den Ort über welchen man ein Pumpspeicherkraftwerk für die nahegelegene ICE-Trasse Hannover-Würzburg passiert. Übrigens: auf besagter Trasse wurde am 01.Mai 1988 zwischen Burgsinn und Rieneck mit FJS (selig) an Bord der Geschwindigkeitsrekord für schienengebundene Elektrofahrzeuge aufgestellt. 406,9 km/h sind erreicht worden. Damals eine Sensation.                    

Über Rengersbrunn erreicht man dann auch mitten im Spessartwald das bekannte Ausfugslokal „Bayrische Schanz“, wo auch für uns ein kleiner Umtrunk geplant war. Dort trifft sich alles, was sich, wie auch immer, durch den Spessart bewegt. Wanderer, Radfahrer, Biker, Reiter und, ja, auch Sänger per Bus. Selbstgebackener Kuchen, Kaffee und  das ein oder andere Bierchen erfreuten die Sängermägen und -herzen.   

Dann endlich der Sonntag, an welchem der Auftritt bei den Sängerinnen und Sängern  in Jossa stattfinden sollte. Der Vormittag sollte noch gefüllt werden. Geplant war eigentlich im alten Bahnhof Jossa der Besuch einer unbedingt sehenswerten Eisenbahnmodellanlage. Der Unterhalter sagte unseren Besuch aber kurzfristig ab. Die Anlagenaktualisierung sei noch in vollem Gange und werde wohl noch ein paar Wochen dauern. Also wieder mal Plan B.  Wir sind letztlich im Deutschen Fahrradmuseum in Bad Brückenau gelandet und haben wegen der einmaligen Exponate, welche der  Betreiber des Museums in mehreren Stockwerken einer alten Villa zusammen getragen hatte, die Modelleisenbahn dann doch nicht wirklich vermisst.

Das sonntägliche Mittagessen in „McElms Entennest“ in Altengronau war dann wieder das Ergebnis von Plan B. Der „Joßgrund“ in Jossa wollte uns ja nicht nehmen und die alternativ geplante Waldgaststätte „Waldesruh“ hatte bereits wegen der dortigen Sommerferien geschlossen. Damit entging den Sängern die Fahrt durch das wunderschöne Emmerichsthal, einer zu Bayern gehörenden Exklave.  

Schade, aber der schrullige Wirt vom Entennest im nahen Altengronau hat uns, was Geschmack und  Menge des Essens anbelangt, reichlich entschädigt was wir mit einem Eintrag ins Gästebuch dankten.   

Dann war es soweit. Wir fuhren nach Jossa. Den Bus mussten wir ein ganzes Stück vom Gemeindehaus entfernt parken, was uns einen willkommenen kleinen Spaziergang durchs hügelige Spessartörtchen einbrachte. Endlich am Ziel. Die feundlichen Jossaer Sängerinnen und Sänger mit dem Vorsitzenden Klaus Koch und dem Dirigenten Norbert Ruppert begrüßten uns herzlich und hielten auch noch eine Überraschung bereit: Arne Schmitz, seit vielen Jahren Gemeindepfarrer der Sinntalgemeinde Sterbfritz, hatte sich eingefunden. Dieser ist gebürtiger Korschenbroicher und hat in Herrenshoff gewohnt, bevor ihn Studium und Amt so weit in die Fremde führten. Der hatte sich natürlich riesig über den Besuch aus seiner alten Heimat gefreut. Artig wurden Gastgeschenke ausgetauscht. Unser Vorsitzender Jürgen Jeromin verschenkte in der Heimat gebrautes Altbier und die Jossaer hausmacher Wurst, wie man sie in dieser Art wohl nur in Spessart und Rhön findet.

Nach einem kurzen Einsingen endlich der Auftritt. Bei strahlendem Sonnenschein legten sich die Pescher Sänger unter dem Dirigat von Thomas Kamphausen ordentlich mit  den Liedern aus unserer im Januar aufgenommenen CD ins Zeug und der Gemischte Chor der Jossaer revanchierte sich auf Sängerart.

Viel zu schnell vergingen die wenigen Stunden des gesanglichen und geselligen Zusammenseins und Busfahrer Harry, dem an dieser Stelle von uns Sängern mal  ein dickes Lob für seine fahrerischen Qualitäten ausgesprochen werden soll, nahm uns wieder in seine Obhut und brachte uns nach sicherer Fahrt am späten Abend wieder wohlbehalten nach Pesch.

So kam es, dass die „Plan-B-Fahrt“ dann doch so beendet wurde, als ob alles so geplant gewesen sei. Vielleicht aber hat auch unser aller Herr im Himmel stets den rechten Weg gewiesen. Die Fahrt wird uns jedenfalls lange in freudiger Erinnerung bleiben.  

Planung, Organisation und Reiseleitung einschließlich Reisebericht von dem aus der Spessartgemeinde Sinntal zugezogenen Sänger Hans Bornkessel. Ausgewählte Fotos hier anschauen...

Pressemeldung der Rheinischen Post aus 08/2018 im .pdf-Format zum Download